Ankündigung
Ausstellung in Osijek am 22.10.2011 ist fix!
Ich freue mich außerordentlich, die Ausstellungseröffnung in Osijek im Cafe Trica im Rahmen der diesjährigen Österreich-Tage am 22.10.2011 endlich offiziell ankündigen zu dürfen. Voraussichtlicher Titel wird “Begegnungen – Begehungen” sein. Ob wir eine schöne Entsprechung dieser Ton-in-Ton-Formulierung (ich denke dabei an ein Schwarzweiss-Foto, das fette Grautöne aber wenig Schwarz und wenig Weiß beinhaltet, z.b. eine Nebelstimmung, oder besser noch einen Tonal Merger), wissen wir noch nicht. Darum voraussichtlich.
Kunst und Arbeit - OMG, was für ein Klischee!
Begegnungen – Begehungen
Im August 2010 unternahm ich mit freundlicher Unterstützung des Kulturforums in Zagreb eine zweiwöchige Reise durch Slawonien, die mich nach Osijek, Varazdin und Zagreb führte. Mein fotografischer Zugang zu Stadt und Menschen war die subjektive Reportage, ich wollte die Gefühle interpretieren, die bevölkerte Orte und Plätze mir vermittelten – und auch persönliche Geschichten erzählen, sollten sich solche ergeben.
Dabei drängten sich von Tag Eins genau solche Geschichten geradezu auf. Ich brachte weit mehr Portraits (im weiteren Sinne) als Straßenfotografie mit.
Am letzten Abend in Varazdin saß ich mit Ksenija hinter dem Antiquitätenstand ihres Vaters auf einem Mauersockel, eine helle Glühbirne blendete mich und wir tranken Bier aus Plastikbechern. Der Eindruck, dass ein Straßenfest von dieser Seite des Verkaufsstands aus betrachtet so ganz anders aussieht, sollte a posteriori zur programmatischen Zusammenfassung dieser Reise werden und macht mich dankbar für die vielen ähnlichen Gelegenheiten, die ich in Begegnungen mit wunderbaren Menschen erhalten hatte. Zusammen mit einem meiner ersten Tagebucheinträge “Hauptsache nicht zuhause” erinnert er mich auch an die Kraft des Unvorhersehbaren.
Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt der Fotos, die in dieser Zeit entstanden sind: Blicke durch Türen, die mir bis dahin Unbekannte geöffnet haben; spontane Nähe; weite Winkel; Konverstationen; Strassen, die man nur langsam gehend sehen kann;
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Es sind die Begegnungen mit Menschen die das Leben lebenswert machen.
- Guy de Maupassant
Kunst und Arbeit - voller Einsatz
Die eigene fotografische Arbeit zu beschreiben, besonders das Warum, ist schwierig genug. Was Gorkane so wunderbar umschrieben hat, heißt im Prinzip nichts anderes, als dass mein Hauptinteresse der Straßenfotografie gilt. Das ist ein einfaches zusammengesetztes Hauptwort, aber dahinter steckt ein höchst kontroversielles Konzept des fotografischen Zugangs. Nicht jede(r) interepretiert das Genre gleich, manche sehen es entspannter, manche entwickeln dabei geradezu religiösen Eifer. Aber wie auch immer, das Bemerkenswerte an dieser Reise war, dass von meiner ursprünglichen Intention mehr Street zu fotografieren, und vielleicht ein paar Portraits einzustreuen, nicht viel übrig geblieben ist. Es ist ja nicht so, dass ich mit den Worten “vielleicht sehen wir uns mal in Wien…” von den Jungs verabschiede, weil ich auf einer Street-Mission bin. Brutal gesagt geht es bei Street für mich nicht um Menschen, sondern Menschen sind Statisten auf der Betonbühne. Das Stück für diese Bühne schreibt jeder Fotograf und jede Fotografin anders. Ich bin z.B. von der verstörenden und beklemmenden Perspektive eines Gary Stochl (der übrigens eine bemerkenswerte Geschichte seinerheits hat) sehr angetan und verspüre ähnliche Impulse, möchte mich aber nicht – vielleicht noch nicht – darauf festlegen, nicht mein Recht auf Ambivalenz hergeben. Denn bei aller Misantropie sehe ich dann und wann die liebliche Seite der menschlichen Existenz. Kurz: ich beargwöhne die Menschheit und mag Menschen.Andreas Zeitler (1977 Vorau) lebt in Wien und arbeitet auf der Strasse. Das ist für ihn der zwischen Veränderung und Beständigkeit vibrierende Nicht-Ort, an dem menschliche Protagonisten als Spitzen des Eisbergs “conditio humana” aus dem Asphalt auftauchen – und sogleich wieder entschwinden. Der Großteil seines künstlerischen Interesses gilt den vielgestaltigen Erscheinungsformen dieses urbanen Lebens, er will flüchtige Übergänge zwischen den dauernden Zuständen sichtbar machen. Individuen, die in der Interaktion mit ihrem Lebensraum und schließlich dem fotografischen Medium zu Repräsentanten einer Gruppe oder der Spezies an sich werden, hinterlassen gleichzeitig ein Echo ihrer spezifischen Existenz auf seinen Fotos. Dabei sickern oft Akzidenzien von Ort und Zeit in die Aufnahmen mit ein. Es geht ihm nicht um die Person, nicht um das Ereignis, nicht um ein Viertel, nicht um die Epoche, sondern um alles was abseits und zwischen den medial hinlänglich reproduzierten und uns wohlbekannten Kategorien der menschlichen Selbstwahrnehmung von Interesse sein könnte.
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Gorkane über Andreas Zeitler – Septempber 2011