Zweitens als man denkt
Mehr Binsenweisheiten
Auf der Suche nach Erleuchtung voerst gescheitert, obwohl ich früh aufgestanden bin, um nicht als zu spät Gekommener vom Leben bestraft zu werden, nehme ich die Straßenbahn nachhause, der luftige Komfort eines kühlen Vormittags verwandelt sich langsam in Mittagshitze. Ich rechne nicht mehr mit allzuviel Andrang beim Torbogen, aber wie war das mit den Binsenweisheiten? Vielleicht sollte man die eigene Natur positiv annehmen, anstatt jemand werden zu wollen, der man nicht ist – Frühaufsteher, Oberchecker, die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Wie gesagt, es ist heiß geworden, weswegen ich die Straßenbahn ins Zentrum nehme, auch um mir die Kräfte für den verbleibenden Tag ökonomisch einzuteilen. Zwar gefällt mir der Gedanke, dass der Weg das Ziel ist, aber diesen muss man nicht umbedingt um jeden Preis zu Fuß begehen.
Diese Treppe führt zum Torbogen
Hier wird des angeblichen Wunders von 1731 gedacht, als ein Feuer große Teile des Steintors in der Oberstadt vernichtete. Nur ein Marienbild soll unversehrt geblieben sein.
Die Erleuchtung wird mir doch noch zuteil
Vom Torbogen weiter bergauf gelangt man zum Markusplatz (Trg Svetog Marka), der vom Rathaus, dem kroatischen Parlament und einer Kirche umgeben ist.
Es ist schon bezeichnend, dass sich mir in Kroatien religiöse Symbole und Orte geradezu aufdrängen. Was Wien betrifft könnte ich von nichts Vergleichbarem berichten, wie Straßenbahnfahrer, die sich beim Passieren der Kirche bekreuzigen, oder der Neigung von Taxifahrern ihre Armarturenbretter mit Heiligenbildern zu schmücken, aber naturgemäß ist der Blick von Innen immer ein anderer als der von Außen. Die Religion spielt im öffentlichen Raum von Kroatien jedenfalls eine prominentere Rolle als in Wien. Vielleicht auch im Privaten, aber um darüber halbwegs gültige Aussagen treffen zu können, bedürfte es weit mehr an Erfahrungen und breiterer Stichproben. Zwar werde ich später drei junge Menschen kennen lernen, die ein spannendes Verhältnis zur Religion pflegen, aber das sind eben drei und nicht dreihundert.
Das große Buch am Tisch ist eine Luxusausgabe Des Buches



